Fußverkehrskonzept: Sichere, barrierefreie Wege in Lohbrügge

Das Bezirksamt Bergedorf hat nach intensiver Vorbereitung und umfangreicher Bürgerbeteiligung ein Fußwegekonzept für Lohbrügge vorgestellt.
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber bei genauerer Betrachtung oder besser aus der Perspektive eines Menschen mit einer Gehbehinderung oder im Rollstuhl sitzend sieht die Realität anders aus. Zu schmale Gehwege oder Engstellen, wie wir sie beispielsweise an der Leuschnerstraße, südlich vom Bornmühlenweg finden, sind zwar nicht mehr die Regel, kommen aber noch viel zu häufig vor. Die Sanierung solcher Fußwege findet regelhaft nur dann statt, wenn aus anderen Gründen der Verkehrsraum umgestaltet wird. Eine Sanierung zur Herstellung der Barrierefreiheit ist eher die Ausnahme. Um das zu ändern, wurde auf unsere Initiative bereits 2023 ein Antrag in die Bezirksversammlung eingebracht, der von der Mehrheit der Bezirksversammlung am 29.06.2023 beschlossen wurde.
Dem Beschluss ging eine intensive Diskussion voraus, zu viel, zu teuer, zu aufwendig und nicht umsetzbar. Ja, die Umsetzung geht nicht von heute auf morgen und es wird teuer und manche oder mancher wird denken, haben wir nicht andere Probleme, die es vorrangig zu lösen gilt? Wir aber sagen, der öffentliche Raum muss für alle Menschen ohne Hindernisse zugänglich und nutzbar sein und auch eine schrittweise Durchführung von Maßnahmen, anders wird es nicht gehen, braucht einen Anfang. Die Erstellung und Vorstellung eines Fußverkehrskonzeptes für Lohbrügge im Verkehrsausschuss am 6. Oktober ist ein Anfang und könnte Vorbild für ganz Bergedorf werden.
Der Fokus dieses Konzeptes, das unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern erstellt wurde, richtet sich auf Menschen mit Behinderungen und Menschen, die durch ihr Alter in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Profitieren werden aber wir alle von diesen Maßnahmen, nicht nur, weil wir alle hoffen, ein hohes Alter zu erreichen, sondern eine unzureichende Infrastruktur auch Kinder und Eltern, die mit einem Kinderwagen unterwegs sind, betrifft. Da geht es nicht nur um Maßnahmen wie die sichere Querung von Straßen, den Abbau von Barrieren wie beispielsweise die vielen Treppen, wie wir sie in der Straße Ober Boberg haben, oder das Kopfsteinpflaster vor dem Marktkauf-Center, das für Menschen mit Rollatoren oder Rollstühlen ein Hindernis darstellt, oder die Gehwegverbreiterung an Engstellen, wie wir sie in Lohbrügge und vielen anderen Orten finden.
Das Konzept geht aber noch darüber hinaus. Es sieht beispielsweise auch die Umwandlung von Tempo 50 in Tempo-30-Strecken vor, so beispielsweise für die Leuschnerstraße. Eine Forderung, die in der Vergangenheit bereits mehrfach über alle Fraktionen hinweg diskutiert und befürwortet wurde, die aber bisher nicht umgesetzt werden konnte. Eine Maßnahme, die insbesondere Seniorinnen und Senioren sowie Schulkindern zugutekommen würde. An dieser Stelle wird deutlich, dass es zu Nutzungskonflikten kommen kann. Bus- und Fußverkehrsbelange müssen abgewogen werden. In der Vergangenheit fiel diese Abwägung häufig zugunsten des Busverkehrs aus. Die Gründe hierfür durchaus nachvollziehbar. Schließlich müssen Fahrpläne eingehalten werden, aber diese können und müssen vielleicht angepasst werden mit Blick auf die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmender.
Und dann gibt es da auch noch die ganz großen Projekte wie der Bau eines Kreisels in der Alten Holstenstraße, Ecke Ludwig-Rosenberg-Ring als Verbindung zwischen der Alten Holstenstraße (Straße) und der dortigen Fußgängerzone. Der Kreisel könnte zudem die Kreuzung für Fahrradfahrende entschärfen.
Der Anfang ist gemacht und jetzt werden wir als Politikerinnen und Politiker die Maßnahmen diskutieren und gemeinsam mit dem Bezirksamt ein Umsetzungsprogramm erstellen, Prioritäten setzen und ausloten müssen, wie eine Finanzierung gelingen kann. Also keine Kurzstrecke, eher ein Marathon, aber wir bleiben dran.
Petra Petersen-Griem
Petra Petersen-Griem (64) ist Abgeordnete der Bezirksversammlung Bergedorf und dort u.a. Fachsprecherin für Gesundheit, Soziales und Integration.
