Lohbrügge

Der heutige Hamburger Stadtteil Lohbrügge entwickelte sich aus historischer Sicht im Kern aus drei Dörfern: Lohbrügge, Sande und Boberg.

Das kleine Bauerndorf Lohbrügge wurde 1257 das erste Mal urkundlich erwähnt. Es bestand seit seiner Gründung aus sechs Bauernhöfen (Hufen), die um den zentralen Dorfplatz gruppiert waren. Dieser ist als letztes vom alten Dorf Lohbrügge noch erhalten, und zwar dort, wo sich Binnenfeldredder und Leuschnerstraße treffen. Auf ihm stehen sieben Linden. Sande wurde 1579 erstmals urkundlich erwähnt und lag beidseits der alten Handelsstraße zwischen Bergedorf und Hamburg, der heutigen Alten Holstenstraße und Lohbrügger Landstraße. Das Bauerndorf Boberg wurde 1233 erstmals urkundlich erwähnt und bestand wie Lohbrügge nur aus einigen Bauernhöfen, die im heutigen Boberg südlich der Bergedorfer Straße (B 5) lagen.

Während Lohbrügge und Boberg über Jahrhunderte, teils bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, ihre bäuerliche Struktur behielten, setzte in Sande in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein rasantes Bevölkerswachstum ein. Begünstigt durch die verkehrsgünstige Lage an der alten Handelstraße und der 1842 gebauten Eisenbahnlinie zwischen Bergedorf und Hamburg, siedelte sich Industrie in Sande an. Am wichtigsten war dabei das Bergedorfer Eisenwerk, das 1864 zwischen dem heutigen Ludwig-Rosenberg-Ring und der Eisenbahnlinie erbaut wurde. Mit den Arbeitsplätzen kamen auch Arbeiter, so dass sich die Bevökerungszahl Sandes von 1864 bis 1883 von 500 auf 2.000 Einwohner vervierfachte. Bis 1914 stieg sie auf 7.000 an.

Sande gewann dadurch im Vergleich zum Dorf Lohbrügge erheblich an Gewicht, weshalb die beiden Gemeinden 1895 unter dem Namen Sande zusammengelegt wurden. Die rasch wachsende Gemeinde brauchte nicht nur eine Kirche, sondern auch Wasser. Deshalb wurden 1899 die Erlöserkirche an der Lohbrügger Kirchstraße und 1906/07 der Lohbrügger Wasserturm in den Sander Tannen am heutigen am Richard-Linde-Weg erbaut. Der Wasserturm ist als “Sander Dickkopp” noch heute das Wahrzeichen Lohbrügges.

Der Name “Sande” konnte sich für die Gemeinde aber politisch nicht durchsetzen, weshalb 1929 der Zusammenschluss mit Boberg dafür genutzt wurde, zum alten Namen Lohbrügge zurückzukehren. Das preußische Lohbrügge wurde 1937/38 im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes Teil Hamburgs.

Nach dem zweiten Weltkrieg sorgte der Bedarf an Wohnungen für eine rege Bautätigkeit in Lohbrügge. Insbesondere in den 1960er Jahre veränderte die Großsiedlung Lohbrügge-Nord das Gesicht des Hamburger Stadtteils. Die Felder verschwanden zugunsten von Wohnhäusern. Und die Industrie – neben dem Eisenwerk auch viele Ziegeleien – verabschiedete sich ebenfalls.

Heute leben im Stadtteil Lohbrügge auf 13 Quadratkilometern 39.575 (2016) Menschen.