LeinNachricht

In Gedenken an Dieter Bettels

Dieter Bettels ist am 01. Juni, fast 85-jährig, gestorben. Als Michael, unser Distriktvorsitzender, mich bat, ein paar Zeilen zur Erinnerung an Dieter zu schreiben, habe ich erst gezögert. Wenn ich bei Dieter anfange zu schreiben, dann geht das nicht kurz, war mir klar. Denn seine Geschichte ist eine für viele aus dieser Generation typische.

Kriegskind, aufgewachsen in Winterhude in x-ter Hamburger Generation, sozialdemokratisch geprägtes Umfeld. Mit 17 in die kaufmännische Berufsausbildung und gleich in die Gewerkschaft (lebenslang geblieben!). Daneben aber auch ein von freien Jugendgruppen geprägtes Leben, bündisch würden wir heute sagen. Da sind Verbindungen entstanden, die bis heute halten, mit Namen, die bei  manchen Seniorinnen und Senioren Leuchten in die Augen bringen.

Dieter hatte Glück. Ihm wurde, 22-jährig, ein Dreivierteljahr USA-Aufenthalt ermöglicht. Kindercamp-Jugendarbeit  im Mittleren Westen. Bei einer jüdischen Familie lebend, die zunächst auf einen Gast aus Deutschland nicht gerade aus war.  Entstanden sind  lebenslange überseeische Beziehungen.

Und wann endlich kommt die SPD? Dieter war schlicht und einfach Mitglied. Ohne das Streben nach höheren Funktionen oder gar Parlamentsmandat, wie bei manchen aus dem Freundeskreis. Da war Hella, Dieters Frau als langjährige Kassiererin in Lohbrügge-West, engagierter. Dieter war ein sehr bedachter Mitdenker und –diskutant. Immer ruhig, sorgfältig formulierend, nachdenklich. Und besonders dem ersten Teil unseres Namens verpflichtet, sozial denkend, nach seinen geschichtlichen Erfahrungen pazifistisch. Die zunehmende Militarisierung war dann auch der Grund für Dieters Austritt 1961.

Es folgten 17 Jahre politischer Heimatlosigkeit, bis Dieter 1978 wieder Mitglied wurde. In unserer Lohbrügger SPD war er zeitweilig Schriftführer. Bedeutsamer nach seinem Rentenbeginn aber war sein Engagement für unseren Internet-Auftritt zu einer Zeit, als das noch Neuland war und viele Genossinnen und Genossen in der Nutzung dieses neuen Mediums Nachhilfe brauchten.  Dieters Verhältnis zu seiner Partei darf man als Heimatgefühl bezeichnen, eine Heimat, die er oft kritisierte und an deren Veränderung er stetig dachte und über Mitarbeit an Anträgen beeinflussen wollte.

Dieter litt über viele Jahre an der Parkinsonschen Krankheit, langsam, stetig, unerbittlich. Das letzte halbe Lebensjahr in einer vorbildlichen Bergedorfer Senioren-Pflegeeinrichtung. Hella berichtet über die Zeit nach dem 10. März, als sie ihn das letzte Mal vor Beginn der totalen Pandemie-Isolation besuchen und ihm nahe sein konnte.

Da Dieter nicht mehr sprechen konnte, gab es nur noch die Möglichkeit, ihm mit Hilfe des Pflegepersonals per Telefon Mut zuzusprechen. Nicht mehr berühren, nicht mehr in Nähe sein dürfen, war hoch belastend. Zwei Tage vor seinem Tod wurde Dieter palliativ im Pflegeheim betreut. Glücklicherweise waren dann Besuch und noch einmal Körperkontakt möglich. Hella und der Familie drücken wir unser Beileid aus.

Gerhard Lein

 

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